FINSOZ begrüßt PDSG-Referentenentwurf zur Einbindung der Pflege in die Telematik-Infrastruktur

Ort: 
Berlin
Datum: 
20.02.2020

FINSOZ begrüßt PDSG-Referentenentwurf zur Einbindung der Pflege in die Telematik-Infrastruktur

  • Verband sieht TI für die Pflege als Zukunftschance für eine verbesserte Bewohner- und Patienten-Versorgung sowie Selbstbestimmung
  • Entwurf ermöglicht realistisches Potenzial zur Entwicklung und Umsetzung einer technischen und semantischen Interoperabilität der IT-Systeme
Der Ende Januar 2020 von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn vorgelegte Referentenentwurf zum Patientendatenschutz-Gesetz (PDSG) sieht erstmals eine Einbindung von Pflegeeinrichtungen an die Telematik-Infrastruktur (TI) vor: Bis zum 30. Juni 2020 ist die gematik als Verbund der Spitzenorganisationen des deutschen Gesundheitswesens dazu verpflichtet, entsprechende technische Voraussetzungen für den Anschluss zu schaffen.

Der gemeinnützige Verband FINSOZ, Plattform zur Gestaltung des digitalen Wandels in der Sozialwirtschaft, begrüßt diesen gesetzlichen Vorstoß – und zeigt die möglichen Vorteile für Pflege- und Sozialeinrichtungen durch eine Anbindung an die TI auf:

  1. Einbindung der Pflegeeinrichtungen in die sektorenübergreifende und vernetzte Gesundheitsversorgung, wodurch die bisherigen zeitaufwändigen und teuren Medienbrüche mit Ärzten bei der ambulanten, teil- und vollstationären Versorgung vermieden werden, beispielsweise bei der Aktualisierung von Medikationsplänen, bei der Pflegeüberleitung aus dem Krankenhaus oder bei der Zusammenarbeit mit Apotheken und weiteren Dienstleistern.
  2. Bereitstellung und unmittelbarer Zugriff auf patientenrelevante Gesundheitsinformationen, Medikationspläne oder Daten zum Überleitungs- und Versorgungsmanagement
  3. Zugriff auf die elektronische Patientenakte und somit sicherer und rechtskonformer Informations- und Datenaustausch zwischen Patienten, Leistungserbringern und Leistungsträgern
  4. Selbstbestimmte Datenhoheit von Patienten und Bewohnern in Pflegeeinrichtungen sowie individuelle Freigabe selektiver medizinischer Daten an ausgewählte Leistungserbringer und ggf. auch Forschungseinrichtungen

Nach Aussagen der FINSOZ-Vorstandsmitglieder Prof. Dr. Dietmar Wolff und Prof. Helmut Kreidenweis stelle der vorliegende Referentenentwurf die Weichen für eine menschenzentrierte Versorgung in deutschen Pflege- und Sozialeinrichtungen. Wolff: „Die Nutzung der Telematik-Infrastruktur in der Pflege bringt den Einrichtungen vor allem eines: Freiräume für ihr Kerngeschäft – die Pflege am Menschen. Gleichzeitig erleichtert die TI die Arbeitsabläufe und IT-Prozesse in den einzelnen Einrichtungen durch eine bessere Außenanbindung. Diese Erleichterungen kommen am Ende den zu pflegenden Menschen in den Einrichtungen zugute – mehr Miteinander, mehr Zeit für Zuwendungen, mehr Individualität in der Pflege am Menschen.“ Gleichzeitig wird die Pflege mittels der TI-Anbindung vollständig in die sektorenübergreifende und vernetzte Gesundheitsversorgung einbezogen. Für Pflegeeinrichtungen ließen sich daraus enorme Effizienzvorteile erzielen. „Unter Einbindung der jeweiligen Spezialsoftware-Systeme wie Arzt- und Krankenhaus-Informationssysteme oder Pflegeplanungs- und Apothekensoftware lässt sich ein digitaler Informationsfluss abbilden, der frei von technischen Barrieren, IT-Inseln und Fehlerquellen ist“, so Wolff weiter.  

„Digitalisierung erfordert Interoperabilität“, ergänzt Vorstandsmitglied Prof. Helmut Kreidenweis die Aussagen seines Kollegen. „FINSOZ beteiligt sich mit fachlicher Expertise an der politischen Meinungsbildung und Gesetzgebung zu aktuellen Themen rund um Informationstechnologie und Digitalisierung im sozialen Sektor.“ Die Einbindung der Telematik-Infrastruktur in die Pflege- und dann weiter auch in die Sozialwirtschaft gesamt sei ein Thema, das sowohl politisch, als auch aus Prozesssicht und technologisch gut durchdacht angegangen werden sollte. In der Pflege gefundene Lösungen könnten dann auch weitere Potenziale entfalten, etwa in der Behinderten-, Suchtkranken- und Jugendhilfe. Kreidenweis: „Als gemeinnütziger Fachverband zeigen wir uns offen für Kooperationen, Wissensaustausch und Know-how-Transfer.“ Mit dem Ziel, die Pflege- und Sozialwirtschaft in die digitale Zukunft zu führen und wegbegleitend zu unterstützen.

Über den FINSOZ e. V.

Der gemeinnützige Fachverband FINSOZ e. V., gegründet im Jahr 2010 in Frankfurt am Main, ist Plattform zur Gestaltung des digitalen Wandels in der Sozialwirtschaft und Sozialverwaltung. Er ist die Interessensvertretung für soziale Organisationen unterschiedlicher Träger, öffentliche Verwaltungen, IT-Anbieter, Wissenschaftler und Berater. FINSOZ initiiert den branchenübergreifenden Informationsaustausch rund um die klassische IT und neue Digitaltechnologien. Er regt digitale Innovationen für Organisationen der Sozialwirtschaft an. Die im Jahr 2012 eröffnete FINSOZ-Akademie fördert die Digital- und IT-Kompetenzen von Fach- und Führungskräften, Digitalbeauftragten und IT-Verantwortlichen.